m – Magazin der Mediengewerkschaft comedia, 19/2003
Das OSPAAAL-Plakat ist ein Spross des kubanischen Plakates, das sich
erstmalig und erfolgreich nach der Revolution zu entfalten beginnt. Vor dem
1. Januar 1959 waren «die einzigen Plakate, die man in Havanna sah, vom
vulgärsten Typ der amerikanischen Reklame..., die sich nicht einmal an die
Kubaner richteten, sondern unmittelbar an die amerikanischen Touristen und an
die dort lebenden Amerikaner, hauptsächlich Geschäftsleute, die die kubanische
Wirtschaft kontrollierten und ausbeuteten» (Susan Sontag).
Jetzt werden sämtliche OSPAAAL-Plakate im vorliegenden Buch von Richard
Frick vorgestellt, zumeist aus eigenem Bestand. Auch der am politischen Plakat
Interessierte wird feststellen, dass er einen Grossteil davon noch nie gesehen hat.
Das ist eine gewaltige editorische und sammlerische Leistung. In den nahe
gelegenen USA gibt es einige Sammler, die das gleiche Ziel gesteckt haben.
Verwirklicht hat es ein fern der Karibik lebender Schweizer Sammler und
Aktivist. Und das erst noch in mustergültiger Gestaltung, verbunden mit
informativen Aufsätzen in vier Sprachen. Dazu gehören Texte von kubanischen
Plakatkünstlern der ersten Stunde und von René Lechleiter eine Analyse der
Kämpfe. Die kenntnisreiche Untersuchung erstreckt sich bis auf die durch den
Bildteil gewichteten Regionen. Die Publikation ist ein Erlebnis, sei es als
Dokumentation, sei es als Bilderbuch.
Das OSPAAAL-Plakat zeigt die Schönheit des Widerstandes. In der imaginären
Kunsthalle der Revolution hat dieses Plakat seit langem einen Ehrenplatz. Neu
wird jetzt in diese Galerie Richard Fricks Buch «Das trikontinentale
Solidaritätsplakat» aufgenommen.
Bruno Margadant